Das neue NABU-Waldinstitut
Projektbüro Waldökologie Mittel- und Ostdeutschland
1. Februar 2023 - Die aktuelle Waldsituation ist sehr besorgniserregend. Anhaltende Trockenperioden schwächen die Vitalität der Waldbestände, sodass es deutschlandweit zu weiträumigen Einbußen der Baumvitalität bis hin zur kompletten Waldauflösung kommt. Davon betroffen sind auch in starkem Maße Wälder in Schutzgebieten. Das sogenannte Waldsterben 2.0 findet extrem schnell statt. Besonders betroffen sind Bundesländer, die zum einen stark negative Wasserbilanzen aufweisen und zum anderen große Waldflächen etabliert haben, die mit standortfremden und damit anfälligen Baumarten bestockt sind. Dies sind vor allem Bundesländer in Mittel- und Nordostdeutschland wie Sachsen-Anhalt und Sachsen aber auch Thüringen und Brandenburg.
Hintergrund
Die Wälder und Forste Mittel- und Nordostdeutschlands sind zu einem großen Teil in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand. Die mittlere Kronenverlichtung (Zeiger der allgemeinen Vitalität) liegt in Sachsen und Sachsen-Anhalt bei etwa 25 % - leider auch in den Schutzgebieten. Die ausgeprägte Hochwaldwirtschaft der Nachkriegs- und DDR-Jahre wird zum Teil nur sehr schleppend aufgegeben und wirkt vielerorts bis heute nach. Strukturarme Kiefern- und Fichtenmonokulturen, anfällig gegenüber abiotischen und biotischen Störungen, sind ein häufiges Bild.
Grundsätzlich sind Waldbrände und Insektenbefall nicht ungewöhnlich. Aber die Temperatur- und Niederschlagsmuster verändern sich global, lokal und regional. Mit ihrer Häufigkeit, Intensität und Dauer wirken sie so auch deutlich auf die standörtlichen Rahmenbedingungen wie die Boden- und Lufttrockenheit.
Das wollen wir erreichen
Mittel- und Nordostdeutschland befindet sich in Bezug auf Wald- und Forstwirtschaft in neuen Startlöchern. Klimawandel und Schäden durch Insektenbefall erfordern schnell innovative und standortangepasste Waldkonzepte sowie eine verstärkte Zusammenarbeit von Waldbesitzenden, Forst- und Naturschutzbehörden. Aber auch die Bevölkerung muss ihre Ansprüche an den Wald bzw. Forst ändern, politische Spielräume müssen ausgebaut und genutzt werden.
Allgemeine Lösungen gibt es nicht. Den Wandel in der Wald- und Forstwirtschaft voranzutreiben, wird auf einer distanzierten Projektebene, wie sie von Planungsbüros ausgefüllt wird, nicht möglich sein.
Aufgabe des NABU Projektbüros Waldökosysteme Mittel- und Ostdeutschland:
Nadelforste dominieren große Flächen, sind aber häufig nicht gut an den Standort angepasst und anfällig für abiotische und biotische Störungen. Daher ist unser oberstes Ziel die Etablierung von Maßnahmen gegen die Waldauflösung in Kombination mit der Rückführung stabilerer und standortangepasster Waldsysteme. Der Waldumbau spielt daher innerhalb der Waldwende eine zentrale Rolle und muss auf zwei wesentlichen Säulen basieren:
1. qualitative und quantitative Zunahme standortangepasster Waldstrukturen (Baumart, Altersdurchmischung, Strukturvielfalt, Biotopverbund) und der allgemeinen Waldfläche unter Berücksichtigung der Old Growth Statuten (Habitatbäume, Strukturvielfalt, Totholzanteile)
sowie
2. Innovative Waldnutzungskonzepte, die auch einen Verzicht auf Holzproduktion und Nutzung sowie eine Anrechnung der C-Senke berücksichtigt (naturnahe Bewirtschaftung bis Stilllegung der Waldfläche / Naturwaldreservate / Konzept der optimalen Allokation, Honorierung für Ökosystemdienstleistung)
Die aktuelle Situationsanalyse des Landes Sachsen-Anhalt zeichnet ein bedrohliches Bild für unsere heimischen Wälder. Doch wer ist verantwortlich für diesen Schaden – und was können wir jetzt noch tun? Mehr →
Die Klimakrise ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Dabei ist der Wald entscheidend, um das Problem zu verstehen und Lösungen zu finden. Mehr →