Sachsen-Anhalts Wälder in der Krise
Erkenntnisse aus dem Waldzustandsbericht 2022
Es sind alarmierende Zahlen, die der aktuelle Waldzustandsbericht für Sachsen-Anhalt präsentiert. So lag der gemessene Anteil geschädigter Bäume während des letzten Jahres mit 12 % deutlich über dem langjährigen Mittelwert von 3,6 %. Bei vielen Hauptbaumarten wie Eiche, Buche und Kiefer wurden Höchstwerte erreicht. Besonders die Situation der Fichte ist besorgniserregend. 50,3 % der Bäume wiesen Schädigung auf, 28 % starben. [1]
Was sind Ursachen?
Wälder sind verschiedenen schädlichen Einflüssen ausgesetzt, zum Beispiel Stürmen, Schädlingen und Trockenheit. Unter normalen Umständen bleiben dauerhafte Schäden jedoch aus und verlorene Bäume können vom Wald ersetzt werden. Durch den Klimawandel und Veränderungen bei Temperatur und Niederschlägen sinkt jedoch die natürliche Widerstandskraft der Forstbestände.
Ein zunehmender Mangel an Wasser und Nährstoffen beschränkt das Wachstum, Sturmschäden können nur schwer ausgeglichen werden und auch die massive Vermehrung einzelner Insekten macht dem Wald zu schaffen. Besonders Arten wie der Eichenprozessionsspinner und der Borkenkäfer profitieren als Klimagewinner von den neuen Temperaturverhältnissen. Sie treten in großer Zahl, zerstören ganze Baumbestände und setzen zudem große Kohlenstoffmengen frei.
Mängel bei der Bewirtschaftung beeinträchtigen den Wald zusätzlich und fördern so den Auflösungsprozess durch schädigende Einflüsse.
Von Wäldern und Menschen
Dabei handelt es sich beim Waldsterben nicht nur um ein isoliertes Problem. Stattdessen folgt dem Verlust von Wald stets ein Verlust an Lebensraum, Arten und wichtigen Waldfunktionen. Neben der Holzproduktion und der Erholung gehört auch die Speicherung von Kohlenstoff zu den großen Serviceleistungen des Ökosystems Wald.
Doch wie lässt sich dieser Entwicklung Einhalt gebieten und der Wald für kommende Generationen bewahren? Diese schwere Frage stellt sich vor allem für Forstbeauftragte. Auch während der nächsten Jahren wird die globale Erwärmung weiter voranschreiten und neuen Konzepte der Waldbewirtschaftung werden dringend benötigt.
Da eine klassische Aufforstung nur langsam erfolgt und umfassende Reserven an Wasser und Rohstoffen benötigt, müssen neue Wege für einen natürlichen und schonenden Umbau unser Waldbestände gefunden werden. Trockenresistente Baumarten einzubringen und geschlossene Mischwälder zu fördern, sind dabei nur zwei mögliche Ansätze.
Auch ein schonendere, naturgemäße Bewirtschaftung existierender Forstbestände, der Verzicht auf großflächige Schirmschläge und die Stilllegung von Waldflächen durch neue Nutzkonzepte stellen wichtige Maßnahmen dar.
Eine enge Zusammenarbeit von Forstwirtschaft und Naturschutz ist dabei entscheidend, um Lösungen zu finden, die Probleme zu überwinden und unsere Wälder für kommende Generationen zu erhalten.
Literatur
[1] Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt (2022) Waldzustandsbericht 2022
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