Der Igel ist kein Haustier - bitte nicht einkellern!
Im Haus überwinterte Igel haben im Frühjahr erhebliche Anpassungsschwierigkeiten



Kaum verfärben sich die ersten Blätter, gehen wieder vermehrt Bürgeranfragen bei den Naturschutzverbänden und –behörden ein, denn besorgte Tierfreunde fragen nach, wie man den Igeln im Herbst helfen kann. Die zunehmende Hilfsbereitschaft ist auch nicht verwunderlich angesichts der von Autos überfahrenen Tiere. Die Begeisterung ist meist groß, und kreuzt der wenig scheue Igel die Wege des Menschen, dann wird er gern aufgenommen. Doch der Igel ist kein Haustier, sondern ein Wildtier! Daher ist vom vorsorglichen Einsammeln oder Einkellern von Igeln auf jeden Fall abzuraten. Deshalb sollen bei Winterbeginn auch mittelgroße Igel in der Natur und in den Gärten verbleiben. Dort kann man erforderlichenfalls ab dem Spätherbst kleinere Igel durch Zufüttern auf die Winterruhe vorbereiten helfen. Keinesfalls darf man den Tieren Milch anbieten.
Ende September werden die Igelkinder selbstständig und wandern ab. Ein junger Igel wiegt dann rund 200 bis 300 Gramm und kann sich durch das vorhandene Angebot an Regenwürmern und Insekten noch reichlich Winterspeck anfressen. Circa Mitte Oktober beginnen die Alttiere ein Nest für den Winter anzulegen. Erst bei anhaltenden Bodentemperaturen um 0 Grad Celsius suchen die Igel dann das Winterquartier im Oktober oder im November je nach Witterungsverhältnissen auf. Es gehört zum natürlichen Lauf der Dinge, dass kranke und schwache Tiere den Winter nicht überleben. Diese Verluste helfen mit, den Bestand als solchen, gesund und lebensfähig zu erhalten. Igel sind kein Haustiere, sondern Wildtiere. Nach dem Gesetz zählen Igel zu den besonders geschützten Tieren. Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt vor, dass wildlebende Tiere der "besonders geschützten Arten" nicht gefangen werden dürfen. Nur für verletzte, kranke und hilflose Igel macht der Gesetzgeber eine Ausnahme. "Wer Igel zu Hause aufnimmt, muss also wissen, dass es sich um geschützte Wildtiere handelt. Eine Naturentnahme ist auf Ausnahmen beschränkt: Nur verletzte oder kranke Igel dürfen zeitweise aufgenommen werden, um sie möglichst bald gesund in die Natur zu entlassen“, mahnt Annette Leipelt. "Wer helfen will, sollte in seinem Garten für igelfreundliche Bedingungen sorgen", rät der NABU Sachsen-Anhalt.
„Im Haus überwinterte Igel haben im Frühjahr erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden“, gibt Annette Leipelt zu bedenken. Für den Zeitpunkt des Winterschlafs sei nicht der Monat entscheidend, sondern die Außentemperatur. Die erste Frostperiode ist häufig nur von kurzer Dauer. Diesem Rhythmus passen sich die Igel an. „Es ist ganz normal, dass wir Igel auch noch im November oder schon im Februar im Garten antreffen“, erklärt Leipelt weiter. „Bei milden Wintern ist zum Beispiel der Winterschlaf des Igels auch kürzer und somit auch das Überwinterungsgewicht nicht immer entscheidend, es sei denn, es kommt ein wirklich harter Winter.“
So helfen Sie dem Igel richtig
Die beste Igelhilfe ist jedoch nach wie vor die naturnahe Gestaltung des Gartens. Bieten Sie in Ihrem Garten Unterschlupfmöglichkeiten an - legen Sie Laub- u. Reisighaufen an Viele Gärtner räumen in der Herbstzeit Pflanzenreste von den Beeten, schneiden Bäume und Sträucher und harken das Laub zusammen. „Dieses Material sollte nicht entsorgt oder verbrannt werden, sondern in einer abgelegenen Ecke zusammengetragen werden und somit zahlreichen Kleinlebewesen einschließlich dem Igel Unterschlupf für die kalte Jahreszeit bieten“, rät der NABU.
Decken Sie Kellerschächte und Gruben ab! Stellen Sie frisches Trinkwasser auf! Verzichten Sie auf chemische Unkrautvernichtungsmittel und Insektizide! Wer Igeln also wirklich helfen will, kann im eigenen Garten für den notwendigen Lebens- und Nahrungsraum sorgen. Hier gilt die Devise, je naturnäher umso besser. Igel besiedeln gerne vielfältig gestaltete Naturgärten mit. Igel leisten einen ganz wichtigen Beitrag zur Regulierung von "Schädlingen" - ganz oben auf ihrem Speiseplan stehen nämlich Schnecken, Raupen und auch Mäuse.
Tipps zum Igelschutz bietet die 20-seitige, farbig bebilderte NABU-Broschüre „Der Igel - Pflegefall oder Outdoor-Profi?“ Die Broschüre ist gegen Einsendung von 5 x 0,60 Euro Briefmarken beim NABU Sachsen-Anhalt in der Landesgeschäftsstelle 39104 Magdeburg, Schleinufer 18a erhältlich. Bei Selbstabholung kostet die Broschüre 1,50 Euro. Infos auch unter www.NABU-LSA.de oder www.NABU.de