Jäger der Nacht
Der Waldkauz ist Vogel des Jahres 2017
Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den Waldkauz (Strix aluco) zum „Vogel des Jahres 2017“ gewählt. Auf den Stieglitz, Vogel des Jahres 2016, folgt damit ein Eulenvogel. Der Waldkauz steht stellvertretend für alle Eulenarten und vor allem für alle höhlenbewohnenden Tiere und damit den Erhalt alter Bäume im Wald, Parkanlagen und Friedhöfen. Der Bestand des Waldkauzes in Deutschland beträgt laut Atlas deutscher Brutvogelarten 43.000 bis 75.000 Revierpaare und wird langfristig als stabil eingeschätzt. Bundesweit ist er fast flächendeckend verbreitet.
In Sachsen-Anhalt ist der Waldkauz flächendeckend verbreitet. Sein Brutbestand ist relativ stabil und hat sich in den letzten 25 Jahren nicht wesentlich verändert. Laut Staatliche Vogelschutzwarte Steckby wird das Brutvorkommen aktuell auf 2.000 bis 3.000 Brutpaare geschätzt. „Für seinen Schutz entscheidend ist, wie wir mit unseren Wäldern umgehen, aber auch, wie das öffentliche und private Grün in unseren Städten und Dörfern aussieht“, sagt Annette Leipelt vom NABU Sachsen-Anhalt. NABU und LBV fordern daher eine naturnahe Waldbewirtschaftung und den effektiven Schutz von Höhlenbäumen im Siedlungsraum, denn das hilft dem Vogel.
Der für die Arterhaltung entscheidende Bruterfolg hängt jedoch vor allem von der Qualität des Lebensraums ab. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung sind damit die größten Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand. Waldkäuze sind wie alle Eulen lautlose Jäger der Nacht. Sie sehen und hören besonders gut, und finden so präzise ihre Beute. Die Anpassungsfähigkeit bei der Wahl des Lebensraumes trägt dazu bei, dass der Waldkauz die häufigste Eule in Deutschland ist.
Steckbrief
Merkmale: etwa krähengroß 37 bis 42 cm, gedrungener rundlicher Körper mit großem Kopf, freundliches Aussehen dank seiner großen runden „Knopfaugen“ sowie den zwei hellen Querstrichen oberhalb des Gesichtsrahmens, die auf uns Menschen wie Augenbrauen wirken, rindenfarbiges bis graues Gefieder, gelblicher Hakenschnabel
Ruf: Männchen ruft zur Balzzeit und zur Reviermarkierung ein lang gezogenes „Huu“ nach ein paar Sekunden folgt dann „hu-huhuhuhuu“, wobei der letzte Teil langgezogen und vibrierend ist (zur Untersetzung der Spannung gern in vielen nächtlichen Szenen verschiedener Kriminalfilme), ganzjährig hört man den Kontaktruf „ku-witt“, streng nachtaktiv, tagsüber in Höhlen (vor allem Baumhöhlen)
Nest: baut kein Nest, Weibchen legt ab Januar drei bis fünf weiße Eier (selten mehr) auf den Boden der Bruthöhle, die sie allein bebrütet, wird vom Männchen versorgt
Brutdauer: 28 bis 29 Tage, ab dem ersten Ei, eine Jahresbrut
Nestlingszeit: nach einem Monat in der Bruthöhle, werden die noch nicht flugfähigen Jungvögel („Ästlinge“) weiter versorgt, nach zwei bis drei Wochen flugfähig, mit drei Monaten selbstständig
Nahrung: Bis zu 300 g schwere Beutetiere, vor allem Mäuse, Vögel, seltener Lurche, Käfer, Regenwürmer
Lebensraum: besonders gern in lichten Laub- und Mischwäldern mit einem Waldanteil von 40 bis 80 Prozent und angrenzenden Feldern, auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen
Wissenswertes: Die Bezeichnung „Kauz“ ist eine Besonderheit im deutschen Sprachraum, denn in anderen europäischen Ländern gibt es kein eigenes Wort für Eulen mit rundem Kopf ohne Federohren – sie werden wie andere Eulenarten allgemein als „Eulen“ bezeichnet.
Frühere Vögel des Jahres
NABU und LBV haben den Stieglitz zum „Vogel des Jahres 2016“ gekürt. Mit ihm soll der fortschreitende Strukturverlust in unserer Kulturlandschaft ins Blickfeld gerückt werden. Er ist Botschafter für mehr Artenvielfalt und Farbe in Agrarräumen und Siedlungsbereichen. Mehr →
Der Habicht polarisiert Menschen seit Jahrhunderten. Von den einen bewundert für sein legendäres Jagdgeschick, verfolgen ihn andere als Konkurrenten um das Niederwild oder als „Hühnerhabicht“. NABU und LBV haben ihn nun zum Vogel des Jahres gekürt. Mehr →
Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den farbenprächtigen Grünspecht zum „Vogel des Jahres 2014“ gekürt. Auf den „Meckervogel“ 2013, die Bekassine, folgt damit der „Lachvogel“. Mehr →
Der NABU hat die vom Aussterben bedrohte Bekassine zum Vogel des Jahres 2013 gekürt. Der taubengroße Schnepfenvogel mit dem beige-braunen Federkleid und dem markanten Schnabel wird wegen seines lautstarken Balzflugs gern „Meckervogel“ genannt. Mehr →
Der NABU hat mit der Dohle einen „Vogel des Jahres“ gewählt, von dem in Sachsen-Anhalt nur noch 800 Brutpaare vorkommen. Nach Rückgängen von mehr als 20 Prozent in den letzten 25 Jahren wird die Dohle deshalb in der Roten Liste des Landes als „gefährdet“ geführt. Mehr →
Sein Name täuscht: Der Gartenrotschwanz ist in unseren Gärten nur noch selten anzutreffen. Hilfe für den farbenprächtigen Zugvogel ist unbedingt erforderlich. Deshalb haben ihn der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern zum „Vogel des Jahres 2011“ gekürt. Mehr →