Steckbrief des Bienenfressers
Ein auffälliger Vogel

Wissenschaftlich nüchtern betrachtet, zählt der Bienenfresser zur Familie der Spinte (Meropidae) innerhalb der Ordnung der Rackenvögel (Coraciiformes). Die Spinte bilden 3 Gattungen mit insgesamt 24 Arten, die vor allem tropisch und subtropisch verbreitet sind und durchweg zu den farbenprächtigsten Vogelarten zählen.
Der einzige europäische Vertreter ist hierbei der auch bei uns vorkommende Bienenfresser (Merops apiaster), welcher nur mit dem allenfalls als Ausnahmegast auftretenden Blauwangenspint (Merops persicus) verwechselt werden kann. Zu den nächsten Verwandten der Art zählen übrigens der Eisvogel (Alcedo atthis) und die in Deutschland bereits ausgestorbene Blauracke (Coracias garrulus). Bereits der Name der Art weist auf eine Besonderheit des Nahrungserwerbs hin, wenngleich der Speisezettel weit reichhaltiger ist.
Der Bienenfresser ist ein spezialisierter Luftjäger. Er startet zumeist von einer Sitzwarte wie einem trockenen Ast, einem Zaun oder einer Elektroleitung aus, um ein bereits auf 60 Meter Entfernung erkanntes Insekt während des grazilen, elastischen, nur von wenigen Flügelschlagserien abgelösten Segelfluges mit dem Schnabel zu erbeuten. Die Mehrzahl der Beuteflüge ist erfolgreich. Die Beute wird zumeist zu einer Sitzwarte getragen und durch Schlagen auf eine harte Unterlage werden größere Insekten betäubt oder zur Giftabsonderung animiert, von Schmetterlingen werden die Flügel abgeknipst. Zudem besitzt die Art eine weitgehende Immunität gegen das Bienengift. Unverdauliche Insektenreste werden als Gewölle später ausgespien.
Bienenfresser sind nur etwa 27-29 Zentimeter groß, bei einer Flügelspannweite von 44-49 Zentimeter. Sie wiegen ca. 45-60 Gramm. Beide Geschlechter sind schwer unterscheidbar, das Männchen ist nur etwas größer und lebhafter gefärbt als das Weibchen. Die Art gilt bei uns aufgrund ihrer Färbung als unverwechselbar. Wichtige Gefiedermerkmale sind ein kastanienbrauner Kopf und Nacken, der in einen bräunlich-goldgelben Rücken übergeht. Die Unterseite ist durch eine gelbe, mit schwarzem Strich begrenzte Kehle gekennzeichnet, Brust und Bauch sind grünlich-blau bis türkisgrün gefärbt. Die Schwanzfedern sind dunkel gefärbt, mit grünblauen Außensäumen, das mittlere Steuerpaar ist bei den Altvögeln deutlich verlängert (Schwanzspieße). Die Handschwingen sind grünlichblau gefärbt, die Armschwingen rotbraun mit schwärzlicher Spitze. Beim sitzenden Vogel wird der basale Teil der Schwingen von den hellbräunlich gefärbten Deckfedern verborgen.
Die dunklen Füße sind sehr klein und an das Laufen in engen Brutröhren angepasst. Der spitze, schwarze Schnabel ist ca. 33-41 Millimeter lang und geht in einen schwarzen Zügel- und Augenstreif über. In diesem dunklen Streifen liegt das Auge, dessen Iris bei Altvögeln karminrot gefärbt ist. Jungvögel sind oberseits grün gefärbt und besitzen ein dunkles Auge. Die mittleren Schwanzfedern sind bei diesen noch nicht verlängert.
Das Wichtigste im Überblick
Die Daten des Bienenfressers
Verwandtschaft
Eisvogel, Wiedehopf, Blauracke
Größe
27-29 cm, Flügelspanne 44-49 cm
Gewicht
50 Gramm
Stimme
Lautes und im Flug häufig geäußertes "prrüt prrüt"
Kennzeichen
Schwarzer, spitzer Schnabel, Iris rot, schwarzer Augenstreif, Oberseite bei Altvögeln braun-gelb-grün-türkis, Unterseite türkis mit gelber Kehle, bis 3 cm lange Schwanzspieße bei Altvögel, Jungvögel mit grünlicher Oberseite und fehlenden Spießen
Nahrung
Insekten, wie Hummeln, Bienen, Libellen, Käfer, Schmetterlinge, welche im Flug erbeutet werden.
Brutplatz
Vorzugsweise aufgelassenen Kies-, Sand- und Braunkohlegruben mit Steilwänden
Brutbiologie
Brut in bis zu zwei Meter langen, selbstgegrabenen Brutröhren von Steilwänden zwischen Mai und August, 4-8 Eier je Brut, durchschnittlich 4-6 Jungvögel
Brutdauer
19-25 Tage, Nestlingszeit: 31-33 Tage
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