Ein farbenfroher Exot wird heimisch
Das Verbreitungsgebiet



Der Bienenfresser besitzt ein ausgedehntes geschlossenes Verbreitungsgebiet, das sich von Südeuropa und Nordwestafrika nach Osten über Vorderasien, Nordindien und Sinkiang, nach Norden bis Nordwest-Altai und die Kirgisensteppe erstreckt. Eine isolierte Population existiert zudem in Südafrika. Die Art überwintert als Langstreckenzieher in zwei separaten afrikanischen Winterquartieren, den westafrikanischen Savannen von Senegal bis Ghana (Nigeria) sowie in Ost-Afrika (Kenia) unter Aussparung der Regenwaldgebiete bis nach Südafrika.
Der Weltbestand der Art wird aktuell auf zwei Millionen Brutpaare geschätzt, wovon zwischen 480.000 und 1.000.000 Brutpaare, und damit 25-49 Prozent, auf Europa (Schwerpunkt Südost-Europa und Iberien) fallen (BAUER et al. 2005). Der mitteleuropäische Bestand beträgt dabei „nur" 21.000 bis 42.000 Paare, wovon die meisten in Ungarn brüten.
Spätestens seit 1964 brütet der Bienenfresser alljährlich in Deutschland, verlagerte seine Brutplätze in der Anfangszeit aber häufig und wechselte sein Vorkommen auch zwischen den verschiedenen Bundesländern. Die Etablierung von Kolonien über mehrere Jahre war in den 1960er und 1970er Jahren selten.
Auch in den 1980er Jahren fanden unregelmäßig Bruten in mehreren Bundesländern statt (bspw. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein), welche teilweise den Beginn der Phase dauerhafter Ansiedlungen markieren, so in Baden-Württemberg und Bayern.
Erst im Jahr 1990 begann - zeitlich leicht versetzt zur Entwicklung in Baden-Württemberg, das seit 1988 durchgehend besiedelt vom Bienenfresser besiedelt ist, die erste Phase einer dauerhaften Besiedlung in Sachsen-Anhalt. Im Jahr 1990 konnten in Baden-Württemberg bereits zwölf, in Brandenburg vier, in Niedersachsen ein, in Sachsen vier und in Sachsen-Anhalt zwei Paare festgestellt werden. Die Besiedlung begann mit der Koloniegründung in Friedeburg im Jahr 1990 (Altkreis Mansfelder Land, heute Mansfeld-Südharz) und setzte sich mit Ansiedlungen 1991 im Landkreis Stendal sowie 1992 im ehemaligen Landkreis Bernburg (Salzlandkreis) fort.
In Deutschland besiedelt die Art vor allem Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz. Fast die Hälfte des gesamtdeutschen Bestands entfällt dabei auf das Saaletal bei Merseburg im südlichen Sachsen-Anhalt. Kleinere Ansiedlungen existieren außerdem in Sachsen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Jahrweise fanden in den zurückliegenden 20 Jahren Bruten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hessen statt.
Aufgrund der hohen Verantwortung, welche das Land Sachsen-Anhalt durch die Konzentration von etwa 50 Prozent des bundesweiten Bestandes der Art trägt, führte der NABU Sachsen-Anhalt in den Jahren 2006/2007 ein Artenschutzprojekt „Bienenfresser in Sachsen-Anhalt" durch. Mehr →
2010 wurden 40 Bienenfresser mit winzigen Ortungschips ausgestattet. So konnten die Zugwege der seltenen Vögel sowie ihre Winterquartiere erforscht werden. Damit legt das Projekt einen entscheidenen Grundstein zum internationalen Schutz der bunten Weltenbummler. Mehr →
Wissenschaftlich betrachtet zählt der Bienenfresser zur Familie der Spinte (Meropidae) innerhalb der Ordnung der Rackenvögel (Coraciiformes). Die Spinte bilden drei Gattungen mit insgesamt 24 Arten, die vor allem tropisch und subtropisch verbreitet sind und durchweg zu den farbenprächtigsten Vogelarten zählen. Mehr →
Trocken-warme, halboffene, strukturreiche Landschaften der niederen Lagen werden von Bienenfressern insbesondere an der Nordgrenze des Verbreitungsgebietes bevorzugt. Voraussetzungen für die Erstansiedlung sind ein reiches Nahrungsangebot im Mai sowie potentielle Brutplätzen. Mehr →
Die Hauptgefährdung der Art ergibt sich in Sachsen-Anhalt durch die Wahl des Brutplatzes sowie die Nutzungsverhältnisse um die Brutplätze. Ein Drittel der aktuellen Brutplätze befindet sich in aktiv genutzten Kies-, Sand-, Braunkohle- und Tongruben. Mehr →