30 Jahre NABU Sachsen-Anhalt
Festveranstaltung zum Jubiläum
15. Oktober 2020 - Etwa 30 Naturschützer aus ganz Sachsen-Anhalt trafen sich am Freitagnachmittag am Kelbraer Kranichzentrum direkt am Ufer des Helmestausees. Trotz des schlechten Wetters und des später einsetzenden Nieselregens tat das der guten Stimmung keinen Abbruch. Schließlich war das der Auftakt der zweitägigen Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des Naturschutzbundes Deutschland (NABU).
Der NABU Sachsen-Anhalt wurde am 1. September 1990 in Bitterfeld gegründet. Zu Beginn gehörten zum Naturschutzbund in Sachsen-Anhalt etwa 900 Mitglieder, zum großen Teil ehemalige Aktive der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) innerhalb des Kulturbundes der DDR, die sich in zahllosen Fachgruppen organisierten. Heute sind die Naturschützer im NABU weit breiter aufgestellt – mit landesweit ca. 8.000 aktiven und unterstützenden Mitgliedern. Damals wie heute, eines ist in den vergangenen 30 Jahren unter dem Dach des NABU gleichgeblieben: Mit Engagement und Fachkompetenz setzen sich die Ehrenamtlichen dafür ein, dass die Natur in Sachsen-Anhalt auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt.
Exkursion nach Kelbra
Auch an der Talsperre Kelbra, einem EU-Vogelschutzgebiet, setzt sich der NABU seit vielen Jahren für den Schutz der dortigen Rast- und Brutvögel ein. Den Forderungen und Wünschen nach einem verbesserten Stauregime, der Errichtung eines Kranichzentrums und der Einstellung von Rangern aus dem Jahr 2018 waren das Umweltministerium und der Talsperrenbetrieb in 2019 bereits nachgekommen. Ein großer Erfolg - hiervon konnten sich die NABU-Mitglieder bei einem Besuch des sehr informativen Kranichzentrums selbst überzeugen.
Der von den fachkundigen Rangern begleitete spektakuläre Einflug der Kraniche zum Schlafquartier im Flachwasserbereich des Stausees war für alle faszinierend. Hier war die beeindruckende Zahl von etwa 4.000 Kranichen zu bestaunen und mehrere abgelesene Ringvögel verrieten nach Abgleich mit der Online-Datenbank ihre Herkunft aus Nordostdeutschland und auch die in den Vorjahren unternommenen Zugstrecken über Frankreich bis nach Spanien.
Festveranstaltung in Roßla
Die eigentliche Jubiläumsveranstaltung des NABU Sachsen-Anhalt fand schließlich am Samstag, dem 10. Oktober 2020, in den Räumlichkeiten der Verwaltung des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz in Roßla statt. Angesichts der andauernden Pandemie musste die Veranstaltung in einem kleineren Rahmen stattfinden, als wir uns das gewünscht hätten.
Dennoch konnte der Landesvorstand delegierte Mitglieder fast aller Kreisverbände, Regionalverbände, Ortsgruppen sowie Landesfachausschüsse und Arbeitsgruppen aus Sachsen-Anhalt empfangen. Zunächst richtete die Vorsitzende des NABU-Landesverbandes, Katja Alsleben, Grußworte an die ehrenamtlichen NABU-Mitglieder und stellte außerdem die neuen hauptamtlichen Mitarbeiter in der Landesgeschäftsstelle vor: den amtierenden Geschäftsführer Werner Gebauer sowie die Naturschutzreferenten Marcel Otte und Tom Gibmeier.
Danach begrüßten auch René Sievert als Vertreter des Präsidiums des NABU-Bundesverbandes und Klaus Rehda, Staatssekretär des MULE Sachsen-Anhalt, die Anwesenden. Letzterer gab sich in seiner Rede selbstkritisch und optimistisch zugleich: „Noch konnte das Artensterben nicht gestoppt werden. Aber wo wären wir, wenn es die vielen ehrenamtlichen Naturschützer nicht gäbe?“
Historischer Abriss und Ehrungen
Nach der feierlichen Begrüßung wurde die Entwicklung des Landesverbandes in den vergangenen 30 Jahren sowie die vielfältige Vorortarbeit der zahlreichen Kreis- und Regionalverbände, Ortsgruppen sowie Landesfachausschüsse und Arbeitsgruppen durch das Gründungsmitglied und den derzeitigen Schatzmeister des Landesverbandes, Jörg Brämer, sehr anschaulich vorgestellt. In diesem Rahmen wurde insbesondere die Arbeit des kürzlich verstorbenen Vorstandsmitgliedes Roland Schmidt gewürdigt. Besondere Erwähnung fand außerdem die Arbeit der Ende 2019 ausgeschiedenen langjährigen Geschäftsführerin Annette Leipelt sowie der langjährigen Vorsitzenden und ausgezeichneten Ehrenvorsitzenden Helene Helm.
Die Festveranstaltung wurde außerdem genutzt, um die längst überfällige Auszeichnung der von Dr. Christoph und Dr. Mechthild Kaatz mit der Ehrennadel in Gold des Naturschutzbundes Deutschland vorzunehmen. Geehrt wurden die Eheleute für ihr jahrzehntelanges, bundesweit bekanntes Engagement zum Schutz des Weißstorches. Bereits in den 1970er-Jahren gründeten sie den Storchenhof Loburg. Die Bedeutung dieser Einrichtung für die Pflege und den Schutz von Weißstörchen und anderen Großvögeln sowie für Bildung und Forschung ist bis heute immer weiter angewachsen. Und Christoph Kaatz bliebe sich selbst nicht treu, wenn er seine spontane Dankesrede am Ende der Veranstaltung nicht zugleich für eine Präsentation der Arbeit des Storchenhofes, die Vorstellung der aktuellsten Forschungsergebnisse zu besenderten Weißstörchen und einen flammenden Appell für den Weißstorchschutz genutzt hätte!
Kurzweilige Präsentationen
Neben den Feierlichkeiten kam auch die fachliche Seite im Rahmen der Veranstaltung nicht zu kurz. Zum Auftakt der Fachvorträge stellte Frau Dr. Urte Bachmann als Mitarbeiterin des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz das Biosphärenreservat mit seinen geologischen und ökologischen Besonderheiten vor. Im Anschluss berichtete Axel Schonert als Leiter der Landesarbeitsgemeinschaft Kranichschutz über die Entwicklung des Kranichvorkommens in Deutschland und Sachsen-Anhalt und hob dabei die besondere Bedeutung des Stausees Kelbra hervor.
Die außerordentliche Bedeutung des Stausees für den Kranichzug war auch das Thema der dritten Präsentation von Martin Schulze, dem 1. stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes. Seit etwa 2 Jahren arbeitet der NABU Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Biosphärenreservat und dem Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser in Thüringen darauf hin, ein länderübergreifendes Kranichschutzprojekt am Stausee Kelbra zu initiieren. Mit diesem Projekt soll eines der bisher größten Projekte unter Trägerschaft des NABU Landesverbandes Sachsen-Anhalt in Angriff genommen werden. Der aktuelle Stand der Projektvorbereitung wurde vorgestellt, wobei neben Schutzzielen und Maßnahmen für den Kranich und andere Vogelarten die wirtschaftlichen Möglichkeiten für die Region hervorgehoben wurden. Die Erfahrungen aus vergleichbaren Kranichprojekten in Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg zeigen, dass die enge Verknüpfung von Tourismus und Naturschutz das touristische Potenzial einer Region enorm vergrößern kann.
Fotogalerie und Dank
Der Vorstand des NABU-Landesverbandes Sachsen-Anhalt e. V. sowie die Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle in Magdeburg möchten das Jubiläum nutzen, um sich bei allen ehrenamtlichen Mitgliedern des Verbandes für die Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten zu bedanken! Bei unserem Einsatz für Mensch und Natur konnten wir gemeinsam viel erreichen. Alle Mitglieder des Verbandes werden auch in den kommenden Jahren eng zusammenarbeiten, wenn es darum geht, die Vielfalt des Lebens zu erhalten oder, besser noch, zu vergrößern.