Vogelschutzgerechtes Stauregime am Helmestausee
NABU begrüßt Umsetzung des neu erarbeiteten Stauregimes
23. Februar 2020 - Der NABU Sachsen-Anhalt kämpft seit vielen Jahren für die Einhaltung der Schutzbelange einer reichen Zug-, Rast- und Brutvogelwelt am Helmestausee Berga-Kelbra, der seit Jahrzehnten aufgrund seiner Bedeutung als Brutgebiet und für den Vogelzug ein „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“ darstellt. Hinzu kommt die Meldung des länderübergreifenden Helmestausees als Schutzgebiet nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie.
In den zurückliegenden Jahren war der hohe Herbst- und Wintereinstau am Helmestausee ein immerwährender Zankapfel, aber erst unter Umweltministerin Dalbert wurde das Thema ernsthaft aufgegriffen und ausführlich diskutiert, mit dem Ergebnis des nun auf die prioritären Schutzbelange angepassten Stauregimes. „Dieses entspricht letztlich aber nur dem, was seit Anlage des Stausees vor 50 Jahren in der Mehrzahl der Jahre praktiziert wurde und zur Herausbildung von Brut- und Rasttraditionen geführt hat“, so der Stellvertretende Landesvorsitzende Martin Schulze.
Auswirkungen des neuen Stauregimes
Mit der sehr kurzen Restentleerung im Winterhalbjahr, die auch dem prioritären Hochwasserschutz dient, wird sichergestellt, dass der sich seit Jahren stark vermehrte Fischbestand reduziert wird. Ein Massenbestand von Friedfischen und der Besatz mit Raubfischen führt in dem Gewässer dazu, dass wertgebende Arten, wie Lurche, Libellen und auch junge Wasservögel dezimiert werden. Das wiederum widerspricht dem Schutzzweck des Gebietes ausdrücklich.
Ganz nebenbei wird mit dem Ablassen des stark nährstoffbelasteten Stauseewassers auch die Nährstoffbilanz verbessert und das Problem der Algenblüte entschärft. Dies zeigte sich schon 2019, als trotz hoher Temperaturen ein weniger starkes Algenwachstum zu beobachten war.
Brut- und Rastvögel am Helmestausee
Auch für die Brutvögel im Gebiet bringt die Entleerung des Stausees Vorteile mit sich. „Es ist bekannt, dass verschiedene Wasservogelarten, darunter der Schwarzhalstaucher, gerade nach dem vollständigen Ablassen von Stauseen und Fischteichen, im Folgejahr besonders hohe Brutbestände aufweisen. Letzterer ist stark gefährdet und weist hier seine größte Brutkolonie Thüringens und Sachsen-Anhalts auf“, so Schulze. Um günstige Wasserstände für das Brüten zu gewährleisten, ist es daher wichtig, nach der kurzzeitigen Entleerung spätestens Anfang Mai wieder einen hohen Wasserstand im Stausee zu erreichen, denn die Taucher und viele weitere Wasservögel brüten in der ausgedehnten Schilfzone am Südufer des Sees.
Mit dem im Spätsommer beginnenden langsamen Ablassen des Wassers werden am Stausee auch zahlreichen weiteren Vogelarten, wie Alpenstrandläufern, Krick- und Löffelenten und dem Silberreiher mit den sich bildenden Flachwasserzonen und Schlammflächen günstige Rastbedingungen offeriert. Ab September tritt dann der zu Zehntausenden durchziehende und rastende Kranich, ein international bekanntes Markenzeichen des Helmestausees und der Kyffhäuser-/Südharzregion, im Gebiet auf. Mittlerweile kann der Kranich aufgrund milder Winter sogar von Herbst bis Frühjahr im Gebiet beobachtet werden, was für das Werben um „Kranichtouristen“ ein großer Vorteil ist.
Länderübergreifendes Kranichprojekt geplant
Von den günstigen Voraussetzungen kann die Region wirtschaftlich enorm profitieren. „Der NABU Sachsen-Anhalt strebt daher nach dem Vorbild des Modellprojektes an der Ostseeküste im Bereich Darß/Zingst ein mehrjähriges Kranichprojekt zur Förderung des Vogelschutzes und Naturtourismus rings um Berga und Kelbra an“, so Martin Schulze. Dazu sollen demnächst erste Gespräche mit den regionalen Partnern auch auf Thüringer Seite geführt werden.