Ein Käfer in Verruf
Warum der Ölkäfer keine Bedrohung ist



Schwarzblauer Ölkäfer (Maiwurm) - Foto: Randolf Seitz/www.naturgucker.de
Wenn im Frühjahr die Sonne immer wärmer scheint, ist auf Wiesen und Wegen das Summen, Brummen und Säuseln geschäftiger Insekten zu hören. Meistens als Frühjahrsboten freundlich empfangen, eilt manchen Sechsbeinern ein schlechter und ungerechter Ruf voraus. Zu ihnen gehört auch der Schwarzblauen Ölkäfer, vor dessen tödlichem Gift jedes Jahr gewarnt wird. Dabei zeigt ein genauer Blick, dass die Wirklichkeit weit weniger dramatisch ist.
Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus), auch Maiwurm oder Pflasterkäfer genannt, ist ein natürlicher Bewohner Mitteleuropas und kann bis zu drei Zentimeter groß werden. Leicht erkennbar an seinem schwarzblau schimmernde Panzer und den markanten Fühlern, ist der Käfer von April bis Juni zu finden. Bei Gefahr sondert er aus seinen Knien das Gift Cantharidin ab und schützt sich so vor Ameisen, Laufkäfern und anderen Fressfeinden. Eine effektive Taktik, die aber nicht gegen jeden Räuber hilft. Fledermäuse wie das Große Mausohr oder die Große Hufeisennase, bestimmte Vogelarten und auch der Igel sind gegen den Giftstoff immun.
Für Menschen ist Cantharidin zwar schädlich, doch ernsthafte Probleme entstehen nur bei Verzehr des Käfers. Doch selbst dann ist das Gift eines einzelnen Käfers für den durchschnittlichen Menschen nicht lebensbedrohlich. Daher sind schon einfache Vorsichtsmaßnahmen genug, um sich zu schützen. So sollte das Insekt nicht mit der bloßen Haut berührt und betroffene Stellen gründlich gewaschen werden. Für Kinder ist eine gesunde Vorsicht wichtig, wie auch für andere Wildtiere üblich.
Artenschwund statt Käferflut
Der Schwarzblaue Ölkäfer gehört wie viele andere Tiere zu den bedrohten Arten und steht auch in Sachsen-Anhalt auf der roten Liste. Dies ist vor allem seiner komplizierten Entwicklung geschuldet. Ausgewachsene Käfer leben nur einen Monat, währenddessen sie sich paaren und die Weibchen mehrere Tausend Eier legen. Einmal geschlüpft klettern die kleinen Larven auf nahe Blumen und hängen sich dort an vorbeifliegende Wildbienen. Mit Hilfe ihres unfreiwilligen Chauffeurs gelangen sie in das Nest der Bienen, wo sie Eier und Pollenvorrat verspeisen. Wohlgenährt suchen sie sich anschließend ein Versteck im Boden und verbleiben da bis zum nächsten Frühjahr.
Während dieses scheinbar leichten Lebens kann es jedoch zu zahlreiche Problem kommen. So hängen sich die ahnungslose Larven bisweilen an falsche Insekten oder finden gar keinen Wirt und müssen verhungern. Besonders der Rückgang der Wildbienen wirkt schwer, weshalb der Ölkäfer vielerorts bereits verschwunden ist. Daher sind Begegnungen mit dem schwarzblauen Sechsbeiner Grund zur Freude und Zeichen naturnaher, artenreicher Wiesen.
Mehr Erfahren
Sommerzeit ist Wespenzeit. Doch was tun, wenn sich die ungebetene Gäste im Freien schnell zu Kuchen, Saft und Eis gesellen? Der NABU gibt Tipps, wie man sich den Hautflüglern gegenüber richtig verhält.
Mehr →
Neben Klimawandel gehört auch der Artenschwund zu den großen Problemen unserer Zeit. Viele seltene und gefährdete Tierarten flüchten in den Wald und machen sich dort sogenannte Habitatbäume zu ihrem Zuhause. Mehr →
Waldzustandsberichte der letzten Jahre zeichneten dramatische Bilder. Besonders Fichtenforste, zum Beispiel im Harz, sterben in großem Umfang ab. Übeltäter ist zumeist der Fichtenborkenkäfer. Doch wo liegen die Gründe für den massenhaften Befall? Mehr →