Gehölze am Uferweg an der Saale - Foto: Annette Trefflich
Ein Radweg aus Fluthilfemitteln?
Parallel zum Saale-Radweg soll in Halle das Ufer der Saale asphaltiert werden
Ist die sogenannte Fluthilfemaßnahme Nr. 273 „Saale-Radweg Böllberger Weg“ in Halle wirklich notwendig? Vorgesehen ist der Ausbau eines bestehenden Spazierweges zu einem asphaltierten und bis zu drei Meter breiten Radweg. Dafür müssen auf einer Länge von 300 m Spundwände in die Saale eingerammt werden. Bezahlt wird das Projekt überwiegend von den „Fluthilfemitteln“ des Bundes, obwohl diese eigentlich Hochwasserschäden beseitigen sollen.
Was sagt die Natur dazu?
Das Ufer der Saale in diesem Bereich ist ein geschütztes Biotop. Typische Wasservögel wie Enten und Blässrallen fühlen sich hier wohl und kleine Singvögel besiedeln die Büsche und Bäume am Wegesrand. Am Ufer wachsen viele Pflanzen, die für die Aue charakteristisch sind: Silberweiden, Stieleichen, Schwarzerlen, Rohrkolben. Direkt westlich grenzen sich überschneidend ein Naturschutzgebiet, ein EU-Vogelschutzgebiet und ein Landschaftsschutzgebiet an die beplante Fläche an.
Besonders kritische Auswirkungen auf die Gewässermorphologie sind abzusehen. So wird die Gestalt der Saale und des Saaleufers, das Flussbett und die Dynamik der Saale durch das Einbringen von Spundwänden in das Ufer stark beeinträchtigt. Für den ökologischen Zustand der Saale an dieser Stelle wäre das sehr negativ. Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie darf sich der ökologische Zustand eines Gewässers aber nicht verschlechtern.
Gibt es Alternativen für den Radweg?
Der NABU sieht keinen wirklichen Bedarf für einen Radweg an dieser Stelle. Nur etwa 50 bis 200 Meter vom geplanten neuen Uferweg verläuft der bestehende und gut ausgebaute Saale-Radweg. Die Begründung, den Weg in unmittelbare Flussnähe zu verlegen, ist unverhältnismäßig. Es sollte lieber der vorhandene Radweg saniert werden. In diesem Jahr soll der Böllberger Weg ohnehin umgebaut werden, da könnte diese Sanierungsmaßnahme gleich mit erfolgen.
Auch der NABU Halle setzt sich dafür ein, den Lebensraum direkt an der Saale zu erhalten. Zur Stadtratssitzung am 23. Februar hat die NABU-Gruppe eine Stellungnahme veröffentlicht. Der Antrag zum Verzicht auf diese Maßnahme wurde knapp, mit 22:23 Stimmen, abgelehnt. Die Planungen werden also weitergehen.
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