Ackerwildkräuter wie die Kamille sind wichtige Nahrungsquellen für Insekten - Foto: Frank Gottwald.
Mehr „Wildnis“ auf dem Acker
Im Interview mit Fairpachten



Artenreiche Blühfläche - Foto: Frank Gottwald
Ralf Demmerle, Biolandwirt und Regionalberater für Sachsen-Anhalt im Projekt Fairpachten der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, erklärt, wie sich Verpächter*innen für mehr Artenvielfalt und Naturschutz auf ihren Flächen einsetzen können.
Was können Verpächter*innen für die Natur auf ihren Flächen tun? Und welche Rolle spielt Fairpachten dabei?
Ralf Demmerle: Verpächter*innen können gemeinsam mit ihren Landwirt*innen Naturschutzmaßnahmen für ihre Äcker, Wiesen und Weiden vereinbaren, wie beispielsweise den mehrjährigen Blühstreifen, eine mehrgliedrige Fruchtfolge oder das Stehenlassen von Wieseninseln. Fairpachten hilft dabei: Wir informieren kostenlos zu passenden Naturschutzmaßnahmen für die jeweilige Fläche, erklären, was die Umsetzung in der Praxis bedeutet und geben Hinweise zu Fördermöglichkeiten. Außerdem stellen wir einen Musterpachtvertrag und alle Beratungsunterlagen kostenlos zur Verfügung.
In der Beratung empfehlen Sie eine Vielzahl von Naturschutzmaßnahmen. Gibt es eine, die Ihnen besonders am Herzen liegt?
Ja, ich möchte gerne, dass wieder mehr Struktur in unsere Landschaft kommt, die Größe unserer Felder verkleinert wird und Biotope vernetzt werden. Dazu dient unsere Maßnahme „Schläge teilen“: Sie sorgt dafür, dass ein großer Acker in zwei oder mehr Felder geteilt wird, auf denen dann unterschiedliche Kulturen wachsen. Zusätzlich gibt es zwischen den Teilstücken einen mindestens drei Meter breiten Streifen, der als Brache den Wildpflanzen Raum bietet, als Blühstreifen Insekten fördert oder als Hecke vor allem Feldvögeln dient und der Winderosion vorbeugt.
Und was können Menschen tun, die keine landwirtschaftlichen Flächen besitzen, sich aber gerne für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen möchten?
Sie können anderen Landeigentümer*innen von unserem Beratungsangebot erzählen und auf ihren Gemeinderat oder ihre Kirchgemeinde zugehen, denn Kommunen und Kirchen sind große Landeigentümerinnen. Gemeinden, die sich für die Biodiversität einsetzen möchten, stellen wir das Projekt gerne persönlich vor. Auch ehrenamtlich kann man bei uns auf unterschiedliche Weise mitarbeiten. Jede und jeder kann sich einfach persönlich bei uns melden.
Sie sind selbst Landwirt. Würden Sie sagen, dass bei Ihnen Insekten und Feldvögel ein Zuhause haben?
Auf meinen Feldern haben Wildkräuter ihren Platz und dürfen blühen. Auf meinen Feldern gibt es Nahrung für Insekten, lichte Stellen dienen Feldvögeln als Brutplätze und seit 2018 wird bei mir auch nicht mehr gestriegelt, um keine Nester zu zerstören. Damit verzichte ich bewusst auf mehr Ertrag, gebe Wildpflanzen, Insekten und Feldvögeln aber Raum zum Leben. Das ist gar nicht so einfach, denn auch ich als Biolandwirt habe gelernt, dass ein Feld sauber von „Unkraut“ sein muss. Da ist dringend ein Umdenken nötig. Etwas mehr „Wildnis“ auf und neben dem Acker würde helfen, die Biodiversität zurückzubringen und zu erhalten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Projekt Fairpachten wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.
Immer mehr Landeigentümer, Privatleute ebenso wie Kirchen und Kommunen, setzen sich für die Artenvielfalt ein. Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe unterstützt dieses Engagement jetzt mit einem kostenlosen Beratungs- und Informationsangebot. Mehr →
Wie sich in Absprache mit den Landwirtinnen und Landwirten mehr Naturschutz auf Ackerflächen, Wiesen und Weiden umsetzen lässt. Das kostenlose Beratungsangebot zu Naturschutzmaßnahmen und Pachtvertrag. Mehr →